Buchauszug
DDR- Ein schwerer Weg
Zeitgeschichte/ DDR Bespitzelung, Haft
DDR- Ein schwerer Weg von Manuela Polaszczyk ist ein authentischer Bericht aus dem Leben dieser Frau.
Es ist nicht nur eine spannende eindringliche Geschichte der Frau über Bespitzelung und Inhaftierung. Es lässt auch eine grundtiefe Ehrlichkeit spüren, eine Offenheit, die fast weh tut. Die Sprache, die verwendet wird, ist unkompliziert. Dies bewirkt ,dass das Moment der Authentizität, der Glaubwürdigkeit, den Leser auch auf der sprachlichen Ebene erreicht. Es ist eine gute Mischung aus Bericht und Reflexion. Das heißt, dass sie nicht nur aufzählt, was passiert ist, sondern auch, was das Geschehene bei ihr ausgelöst hat und wie sie sich fühlt, wie sie bangt und sich zwingt nicht aufzugeben.
Ausschnitt aus dem Buch...
Der Richter und die Schöffen sind entsetzt. Der Richter fühlt sich veräppelt.
Verdenken kann ich es ihm ja nicht. Wahrscheinlich hat der geglaubt, ich breche zusammen und winsele.
Er rügt mein nicht vorhandenes Benehmen und meine nicht vorhandene Reue. Mit mir kann diese Gesellschaft nicht klarkommen.
Na ja, ich mit denen ja auch nicht.
Und deshalb müssen die sich vor mich schützen. Abgesehen von der Strafe, erhalte ich noch eine Verwarnung. Bei nochmaligen Ausfallen, wird mir eine Geldstrafe auferlegt.
Damit ist die Verhandlung beendet.
Kerstin muss genauso wie ich, im Gerichtssaal, auf den Abtransport warten. Wir streiten uns. Ich rege mich auf. Über die ganzen Falschaussagen, die sie gemacht hat und über die Kleidung, die sie hat ,aber mir gehört. Die will sie mir auch nicht geben. Tät sie es wenigstens erklären. Nein sie wird ausfallend. Ich knall ihr eine. Aber da das Personal dazwischen geht, beruhigen wir uns beide schnell wieder.
Ich erkläre meinem Anwalt, der während der Verhandlung doch noch kam, das ich meine Sachen wieder haben will. Sie kann sich ja von ihrer Mutter welche mitbringen lassen. Bei mir geht das nicht. Meine Mutter hatte ich zwar beim Sprecher darum gebeten, jedoch gebracht hatte sie nichts. Jetzt gehe ich bald auf Transport ,und habe keine Lust zu frieren.
Der Anwalt verspricht an die andere U Haft zu schreiben. Etwas anderes kann er, Zeitmangels nicht tun. Sprach er und ließ mich stehen.
Das ist ein Anwalt!...
Als ich den Mann zum ersten mal sah, ist der mir schon dumm gekommen. Damals sagte er, ich brauch gar nichts abzustreiten. Es ist sowieso alles bewiesen und ich kann froh sein, wenn ich halbwegs gut aus dieser Sache heraus komme. Der ist halt ein echtes Arschloch.
Die Urteilsverkündung ist Freitag. Also, drei Tage später.
Gegen 14.00Uhr geht es in die U Haft zurück. Als ich in die Zelle komme, ist die andere Frau schon wieder da. Ich frage gleich nach ihrer Vernehmung und ob sie zurück gezogen hat. Sie hat es nicht getan. Ehe ich berichten kann, wie meine Verhandlung abgelaufen ist, werde ich auch schon wieder aufgefordert meine Sachen zu nehmen. Da erst bemerke ich, das die bereits gepackt sind. Die bringen mich zurück in meine alte Zelle. Ist schon erstaunlich, wie seltsam deren Gedankengänge sind. Mich freut es die anderen zwei wieder zu sehen. Die haben gedacht eine neue kommt. Die freuen sich natürlich mit mir. Sie wollen gleich wissen wie meine Verhandlung war.
Mit der Schilderung meiner Verhandlung habe ich einen riesigen Lacherfolg. Die 2 Jahre und 4 Monate sind schon nicht zum lachen, aber daran will ich nicht denken.
Eine Stunde später muss ich zum Vernehmer. Der war nicht bei der Verhandlung und will jetzt wissen, wie es gelaufen ist. Natürlich, die Höhe meiner Strafe und alles andere auch.
Soll der doch das Personal fragen. Die sagen es ihm doch sowieso.
Der ist sauer. Wahrscheinlich glaubt der immer noch, der kann mich zum heulen bringen. Bis jetzt hat der das nicht geschafft und ich gebe dem nicht die Hoffnung auf ein Erfolg. Der ist erschüttert, das ich ihn nicht als Mensch sehe, sondern als eine art Barbar. Er mache doch nur seinen Job. Der könne doch auch nichts ändern.
Ich sehe das anders. Man kann, wenn man will.
Das Gespräch ist schnell beendet. Mit meinen Diskussionen kann der halt doch nicht mithalten.
Es geht zurück in die Zelle.
Erst in der Nacht mache ich mir wirklich Gedanken über meine Verhandlung, über mein Strafmaß. Im Stillen habe ich immer Hoffnung ,das die Strafe nicht so hoch
ausfällt. Im Grunde habe ich doch nichts getan. Ich will nur dort leben, wo ich geboren bin.