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Auszüge

Buchauszug
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Absatz:

Der nächste Tag beginnt, wie jeder Tag an den man arbeitet. Halb in der Nacht aufstehen, zum Bus gehen und zur Arbeit fahren. Im Bus treffe ich schon zwei Kolleginnen. Wir gehen zusammen in den Betrieb.

Einige freuen sich sogar, mich wieder zu sehen. Ich freue mich auf s Arbeiten. Nur der Meister, der müsste jetzt einfach weg sein.

Wunschdenken...

Der erste, der mir über den Weg läuft, auf dem Weg zu meiner Maschine, ist der Meister. Und schon erhalte ich zur Begrüßung ein paar dumme Sprüche. In etwa so, ob ich im Urlaub nun endlich gelernt habe, mein Verhalten zu bessern. Ob ich auch endlich gelernt hätte, mein Maul zu halten.

Das nehme ich übel. Der hat nicht das Recht, mein Mund als Maul zu betiteln. Das darf allenfalls ich selbst.

Schon liegen wir uns wieder in den Haaren. Dabei habe ich mir vorgenommen, mich nicht provozieren zu lassen. Aber bei dem geht mir echt die Hutschnur hoch. Man, irgendwann geh ich dem an die Gurgel.

Wie es der Zufall will, kommt natürlich in dem Augenblick der Chef. Der sieht mich bitterböse an, verschwindet dann in seinem Büro.

Es dauert keine Stunde, bis ich zum Chef zitiert werde.

Toll. Der erste Tag fängt gleich wieder super an.

Beim Chef muss ich lange vor dem Büro warten. Dann endlich bequemt er sich, mich hinein zu rufen.

Ich setze mich und warte auf mein Anschiss.

Der kommt gar nicht. Er fragt, wie mein Urlaub war, was ich alles gemacht habe, wo ich denn überall war. Ganz belanglose Dinge.

Das ist unheimlich.

So was fragt der doch sonst nicht.

Ich fühle mich sehr unwohl da drinnen. Was soll das hier?

Dann nehme ich meinen Mut zusammen und frage, warum ich bei ihm bin.

Jetzt fragt er mich direkt, was in Berlin war. He?...

Wieso Berlin. Ich dachte, der fragt, was mit dem Meister war.

Nein, er will wissen was in Berlin war.

Es klopft, es kommt auch gleich jemand rein.

Mir bleibt fast die Luft weg. Mein ach so toller Vernehmer.

Was will der denn hier?

Der hat auch Verstärkung mitgebracht.

Mir wird ganz anders. Was soll das? Der Chef sagt jetzt, er hat die Herren angerufen, weil ich kaum auf dem Gelände schon wieder herabwürdigende Reden schwinge. Er hatte gedacht, ich habe im Urlaub mal über mein Verhalten nachgedacht.

Mir bleibt echt die Sprache weg.

Das sind doch solche Ratten. Der beschissene Meister hat dass doch angeleiert. Da fragt aber keiner nach.

Ich werde aufgefordert mich umzuziehen und dann wieder ins Büro zu kommen.

Umziehen ja, ins Büro, kaum...

Ich ziehe mich um, versuche danach zu verschwinden.

Die haben wohl mitgedacht. Da steht einer vor dem Fenster  und der andere an der Tür. Keine Chance zum flüchten. Wiederwillig steige ich in deren Auto ein. Die bringen mich nach Calau in den Stasitrakt.

Da war ich ja schon mal, also weiß ich, dass man die Türen von innen nicht öffnen kann. Das geht alles nur per Knopfdruck in der Schaltzentrale.

Der Vernehmer kommt gleich mit dem Vernehmerraum. Der hat es eilig. Die Tür ist noch nicht zu, da blafft der mich auch schon wieder an. Ob ich denn noch immer nichts gelernt habe. Ich habe doch erst vor ein paar Tagen die Chance erhalten noch mal über mich nach zu denken.

Was will der denn von mir?

Ich erkläre dem, dass ich Stress mit dem Meister habe. Der, dass immer politisch macht und ich mich nur wehre.

Er glaubt mir kein Wort. Im Gegenteil, er regt sich noch auf und behauptet, ich suche jetzt auch noch  einen Sündenbock.

Wieso interessiert niemanden, was wirklich ist. Ich bin doch auch ein  Mensch. Sicher, ich habe eine andere Meinung über den Staat, aber dass heißt doch nicht, dass ich alles immer nur Schlecht mache.

Der wird immer lauter, liest mir Dinge vor, die ich gesagt haben soll.

An manches kann ich mich gar nicht erinnern. Das sage ich natürlich auch. Schon schreit der wieder. Ich soll es nicht auch noch leugnen. Ich mache doch die ganze Zeit die  DDR schon schlecht. Ich sollte doch mal nachdenken, was hier alles an Gutes geschaffen wurde. Im Kapitalismus müsste ich mich um meine Arbeit sorgen. Müsste sehen, dass ich eine Wohnung finde und viel Miete zahlen.

Na wenigsten würde ich da eine Wohnung kriegen. Hier steht mir ja so was nicht mal zu. Da mein Vater  ein Haus hat und ich darin wohne. Ja und die Arbeit, auf die scheiß ich. Ich habe mich doch schon woanders beworben. Aber hier geht es nach Planwirtschaft. Da kann man doch nur dann irgendwohin, wenn dort eine Planstelle frei ist. Ich wollte auch zur Handelsflotte.

Was kriege ich zur Antwort. Sie sind nicht qualifiziert genug, nein.

Sie können den Staat nicht repräsentieren. Wir können Sie nicht  die DDR, im Ausland, vertreten lassen.

So was nennt sich dann Sozialismus.

Der geht mir bald an Hals. Ich  bin ein negatives feindliches Element. Der Staat muss sich vor Menschen wie mich schützen. Ich bin immer nur darauf bedacht, alles herab zu würdigen.

Ja würdigen kann ich dass ja auch nicht.

Der Typ wird immer lauter. Der schreit das ganze Haus zusammen.

Irgendwann ist mir dass zu doof. Weil ich ja immer laut denke, haue ich dann raus: Wenn ein Mensch anfängt zu schreien, hört er auf zu denken.

Jetzt ist er ein Augenblick still. Das war dann doch etwas schockierend.

So eine Frechheit ist ihm ja noch nie unter gekommen. Das lässt er sich nicht bieten. Ich werde sehen, wie weit ich komme.

Dann stürmt er aus dem Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu.

Gleich darauf kommt ein Uniformierter und bewacht mich.

Es dauert lange, bis der Vernehmer wieder da ist. Sein Gesicht spricht nichts Gutes. Der schnaubt immer noch vor Wut.

 

Absatz:

Sie erzählt von vielen. Auch davon, dass Sep jetzt mit Chrissie zusammen lebt. Hat sich wohl so ergeben. Aber anscheint vertragen die sich auch recht gut.

Sie spricht von vielen, nur Kurt erwähnt sie mit keinem Wort.

Ich würde so gern etwas von ihm hören, aber fragen möchte ich auch nicht.

Irgendwie mache ich wohl Pause in meinem Redeschwall. Sie fragt, ob ich etwas wissen möchte.

Sie kennt mich immer noch.

In meinem Kopf rattert es. Endlich spreche ich es aus.

Ich möchte, dass sie mir von Kurt erzählt.

Macht sie glatt.

Sie sagt er ist irgendwann im letzten Sommer an einem Tag, völlig ausgerastet. Er hat auf alles eingeschlagen. Menschen wie Gegenstände. Dann hat er vor Wut die Schere genommen und seine Haare abgeschnitten.

Was?

Er hatte doch so schöne Haare. Große natürlich Wellen und Haare bis über die Schultern in einer Länge. Er war immer Stolz auf seine Haare.

Sie redet weiter, mir laufen die Tränen. Ich sehe das alles bildlich vor mir.

Seinen Schmerz kann ich bis hierher fühlen.

Gabi fragt mich ob alles in Ordnung ist.

Ich möchte das sie weiter redet.

Sie sagt, er hat dann angefangen zu trinken. Er war den ganzen Sommer von morgens bis abends betrunken. Für niemanden ansprechbar. Mit seinen Gedanken fern ab von dieser Welt. Der Arzt hatte ihn krank geschrieben, weil er Schwierigkeiten auf der Arbeit gekriegt hat.

So ging das einige Wochen, dann hat er aufgehört zu trinken. Und er hat aufgehört zu lachen.

Manche sagen, er hat seit damals nie mehr gelacht. Sep sagt das auch.

Niemand weiß so recht, warum er durchgeknallt ist.

Ich schon...